Erster Tag
Am 15. Oktober positionierte Napoleon mit 110.000 Mann den größten Teil seiner Truppen südlich von Leipzig, von Connewitz und Markkleeberg an der Pleiße über Wachau und Liebertwolkwitz bis nach Holzhausen hin. General Henri-Gratien Bertrand stand bei Lindenau zur Deckung der Straße nach Westen, im Norden von Leipzig befand sich Marschall Marmont und Michel Ney. Die Alliierten verfügten zunächst nur über 200.000 Mann, da die Korps von Colloredo-Mansfeld und Levin August von Bennigsen erst im Anmarsch waren und der Kronprinz von Schweden die Nordarmee noch zurückhielt. Die Hauptmasse bildete die Böhmische Armee unter Karl Philipp zu Schwarzenberg mit 130.000 Mann, die von Süden heranrückten und den Zaren Alexander I. von Russland und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen begleiteten.
Schwarzenbergs Plan war, während Gyulai mit 20.000 Mann gegen Lindenau und Blücher von Schkeuditz gegen Leipzig aufbrachen, mit der Hauptmacht in der sumpfigen Niederung zwischen Elster und Pleiße gegen Connewitz vorzudringen, den rechten Flügel der Franzosen zu umgehen und auf dem kürzesten Weg Leipzig zu erobern.
Auf Einspruch Zar Alexanders wegen des schwierigen Terrains übertrug Schwarzenberg die Ausführung seines Plans den 35.000 Österreichern unter Merveldt und Erbprinz Friedrich von Hessen-Homburg. Die Korps von Johann von Klenau, Ludwig Adolf Peter zu Sayn-Wittgenstein und Friedrich von Kleist unter Barclay de Tollys Oberbefehl sollten die Franzosen in der Front angreifen und gegen Leipzig drängen. Auf diese Weise wurde die Böhmische Armee auf drei durch Flüsse und Sümpfe getrennte Schlachtfelder verteilt.
Noch vor Tagesanbruch des 16. Oktober setzte sich die Armee Barclays in Bewegung und eröffnete gegen 9 Uhr ein Geschützfeuer, worauf die Sturmkolonnen gegen die französische Stellung vorgingen. Kleist entriss Fürst Josef Anton Poniatowski Markkleeberg; viermal wurde er daraus verdrängt, viermal erstürmte er es wieder und behauptete es mit Mühe. Auch Wachau, wo Napoleon selbst befehligte, wurde von Preußen und Russen unter dem Prinzen Eugen von Württemberg erobert, musste jedoch unter schwersten Verlusten durch die überlegene französische Artillerie wieder verlassen werden. Ebenso wenig gelang es Gortschakow und Klenau, Liebertwolkwitz zu nehmen. Sie verloren auch den Kolmberg; die ganze Linie der Verbündeten war durch die Kämpfe so geschwächt, dass sie kaum ihre Stellungen behaupten konnten. Auch die Operationen der Österreicher auf Connewitz hatten keinen Erfolg. Daraufhin eilte nach 12 Uhr mittags Schwarzenberg mit dem Korps Hessen-Homburg Barclay zu Hilfe.
Napoleon, durch den bisherigen Gang der Schlacht ermutigt, beschloss nun, selbst zum Angriff überzugehen. Um 15 Uhr versuchten 8.000 französische Reiter, das Zentrum der Verbündeten bei Wachau zu durchbrechen. Sie drangen bis zu dem Hügel vor, auf dem sich die Monarchen und Schwarzenberg befanden. Die Reiter konnten aber durch die russische Infanterie und die zur Hilfe eilende verbündete Reiterei abgewehrt werden. Ein zweiter Angriff der französischen Infanterie, des Korps Lauriston, auf Güldengossa misslang ebenfalls. Auch Napoleon konnte keine frischen Truppen mehr ins Feuer führen, und die Nacht beendete die Kämpfe. Der Angriff der Alliierten auf die feindliche Stellung war mit einem Verlust von 20.000 Mann an Toten und Verwundeten misslungen.
Gyulays verhaltener Angriff auf Lindenau war inzwischen von Bertrand abgewiesen worden. Einen entscheidenden Erfolg jedoch hatte das Vorgehen der Schlesischen Armee gehabt. Ohne die Nordarmee abzuwarten, war Blücher auf den Befehl, am gemeinschaftlichen Angriff auf Leipzig mitzuwirken, aufgebrochen und bei Wiederitzsch und Möckern auf schweren Widerstand gestoßen. Beim ersten Dorf stand Jan Henryk Dąbrowski mit einer schwachen Division, die jedoch Alexandre Andrault de Langeron den ganzen Tag festhielt. Beim letzten Dorf stand Marmont mit 17.000 Mann, der eben den Befehl erhalten hatte, nach Wachau zu Hilfe zu kommen, und deswegen seine zuvor bezogene, bessere Stellung weiter nördlich bereits aufgegeben hatte. Als er von der Annäherung des Feindes erfuhr, beschloss er, dessen Angriff zu erwarten, und bat Marschall Ney um Unterstützung.
General Yorck von den Verbündeten richtete den Angriff seines Korps, das etwa 20.000 Mann stark war, gegen das durch seine Lage als natürliche Festung wirkende Dorf Möckern, das nach mehreren misslungenen Angriffen unter Verlust von 7.000 Mann erstürmt wurde. Nachdem Marmonts Korps vernichtet war, kehrte Marschall Ney noch auf dem Weg, Marmont zu Hilfe zu eilen, wieder um, kam allerdings auch für den Eingriff bei Wachau zu spät.
Der Sieg Yorcks bei Möckern hatte die französische Stellung im Norden von Leipzig durchbrochen und Napoleon den erhofften Sieg bei Wachau dadurch entrissen, dass er zwei französische Korps hinderte, dort gegen die alliierte Böhmische Armee mit frischen Kräften vorzugehen.
Zweiter Tag
Der 17. Oktober, ein Sonntag, war größtenteils ruhig. Es trat eine Pause im Kampf ein, nur im Norden eroberte Blücher Eutritzsch und Gohlis und drang bis dicht an Leipzig vor. Die Verbündeten hielten um 2 Uhr im Dorf Sestewitz Kriegsrat; man beschloss, am nächsten Morgen um 7 Uhr anzugreifen.
Da Napoleon keinen entscheidenden Sieg erfochten hatte und die Verbündeten nicht hindern konnte, nach Ankunft von 100.000 Mann Verstärkung den Angriff zu erneuern, während er selbst nur noch das Korps Reynier von Düben erwartete, hätte er seine Stellung bei Leipzig, die unhaltbar geworden war, räumen und anderswo die Schlacht wieder aufnehmen müssen. Aus politischen Rücksichten tat er es nicht; er baute darauf, dass Kaiser Franz sein Schwiegervater war. Durch den bei Connewitz gefangenen General Merveldt ließ er am 17. Oktober den Monarchen einen Waffenstillstand unter Bedingungen anbieten, die ihm im August noch den Frieden verschafft hätten. Jetzt aber gingen die Verbündeten auf dieses Anerbieten nicht ein und würdigten es nicht einmal einer Antwort.
Dritter Tag
Am 18. Oktober um 2 Uhr morgens gab Napoleon die alte, in ihrer Ausdehnung nicht mehr zu behauptende Stellung auf und rückte ungefähr eine Stunde Wegs näher an Leipzig. Der rechte Flügel unter Poniatowski stand an der Pleiße von Connewitz bis Dölitz, das Zentrum bildete bei Probstheida einen ausspringenden Winkel, der linke Flügel reichte bis zur Parthe und war bis zur Mündung derselben in die Pleiße im Norden von Leipzig zurückgebogen. Die neue Stellung war – vier Stunden lang und nur von 150.000 Mann besetzt – dem vereinigten Angriff der Verbündeten kaum gewachsen, die sich auf 300.000 Mann mit 1.400 Geschützen verstärkt hatten.
Trotzdem war die Schlacht auch am 18. Oktober heftig und nicht überall siegreich für die Verbündeten, da Napoleon von der Tabaksmühle bei Stötteritz aus seine Stellungen hartnäckiger und länger verteidigte, als es für die bloße Deckung des Rückzugs notwendig gewesen wäre. Die Angriffskolonnen der Verbündeten setzten sich nur sehr allmählich, teilweise recht spät, in Bewegung, so dass der Stoß nicht auf einmal mit ganzer Wucht vorgetragen wurde. Auf dem linken Flügel griffen die Österreicher unter Hessen-Homburg die Stellungen der Franzosen rechts der Pleiße in Dölitz und Lößnig an, die aber nicht genommen werden konnten. Auch Probstheida wurde von den Franzosen unter Napoleons persönlicher Führung gegen die Sturmversuche der Kolonne Barclays behauptet.
Dagegen griff erst am Nachmittag der rechte Flügel der Böhmischen Armee unter Bennigsen ein. Er eroberte Zuckelhausen, Holzhausen und Paunsdorf, woraufhin 3.000 bis 4.000 Sachsen und 500 württembergische Reiter unter General Karl von Normann-Ehrenfels auf die alliierte Seite wechselten. Dieser Verrat sorgte dafür, dass in Frankreich noch Jahrzehnte später Abtrünnige mit dem Ausspruch „C'est un Saxon“ – „Das ist ein Sachse“ – beschrieben wurden.
Bei der Erstürmung von Paunsdorf wirkten bereits Bülow und Wintzingerode von der Nordarmee mit, die endlich − trotz Karl Johanns Sträuben − herangekommen war. Langeron und Sacken von der Schlesischen Armee eroberten Schönefeld und Gohlis, und als die Nacht hereinbrach, waren die Franzosen im Osten und Norden von Leipzig bis auf eine Viertelstunde an die Stadt zurückgedrängt. Hätte Gyulay mit genügenden Streitkräften sich des Passes von Lindenau bemächtigt, so wäre der Ring um Napoleon geschlossen und ihm der Rückzug abgeschnitten gewesen. Indes hatte Schwarzenberg Bedenken, den noch immer gefürchteten Gegner zu einem Verzweiflungskampf zu zwingen, und Ignaz Graf Gyulay erhielt den Befehl, den Feind nur zu beobachten und einem Angriff auf Pegau auszuweichen. Dies geschah, und so konnte Bertrand die Straße nach Weißenfels ungehindert einschlagen, wohin ihm von Mittag an der Tross, die Wagen mit Verwundeten und der Artilleriepark folgten. In der Nacht begann der Abmarsch des Heeres selbst, der Garden, der Reiterei, der Korps Victor und Augereau, während MacDonald, Ney und Lauriston die Stadt verteidigen und den Rückzug decken sollten; jegliche Punkte außerhalb Leipzigs wurden geräumt.
Quelle: Wikipedia
Völkerschlacht bei Leipzig